Leben machen – Teil 17, das Dorf

Leben machen — Teil 17, das Dorf

[Janne]
Das Dorf, um ein Kind aufzuziehen, braucht man schon vor dem Kind. Das Dorf, das braucht man immer. Für alles.
Diesen Gedanken hatte ich am Abend nach der Operation. Da wurde mir noch einmal sehr deutlich bewusst, wie sehr ich in diesem Kinderwunsch auf andere Menschen angewiesen bin. Und wie wichtig es ist, dass diese Menschen gut mit mir umgehen.

Die Operation verlief gut. Die Vorbereitung, die Nachversorgung bis zur Entlassung sehr gut. Erst in der Situation begriff ich wirklich, wie verletzlich und angreifbar ich war. Umso deutlicher fiel mir auf, dass meine Grenzen gewahrt wurden. Vielleicht, aber vielleicht auch nicht, weil ich im letzten Vorgespräch meinen Autismus offenlegte. Ich gesagt habe, was mir hilft und was mich stresst. Mir wurde alles erklärt, man hat mein Einverständnis nie einfach vorausgesetzt, hat jede Sorge ernst genommen und angehört.
Es war die intimste und beste medizinische Behandlungserfahrung, die ich je gemacht habe.
Und das war wichtig.

Denn nun sitze ich hier im zweiten Zyklus nach der Operation und bin wieder nicht schwanger. Laut Frühtest. Mal sehen.
Ich sitze hier und bin traurig. Aber ich denke nun auch: Okay, wenn wir doch eine IVF oder eine ICSI brauchen, dann gibt es Menschen dafür. Menschen, die wollen, dass es mir gut geht. Die mein Interesse, meinen Wunsch, mein Ziel mitverfolgen. Es gibt in gewisser Weise schon ein Dorf für mein Kind.

Autor: Janne

Ende 30, weiß, autistisch, kinderwünschig

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