[Janne]
Im Kinderwunsch sieht man überall Babys und Schwangere. Und weil ich auf allen möglichen Plattformen alles Mögliche zu Kinderwunsch und Schwangerschaft lese, kostet es enorm viel, aktiv zu anderen Themen zu gehen. Wie ein Hürdenlauf ist das manchmal. Hopp! Über Werbung für Nahrungsergänzungsmittel – unter Infogruppen-Terminen durchkrabbeln! Und dann noch eine Swat-Rolle, um zu so heiteren Themen wie Krieg, Klimakatastrophe und Nazis in politischer Verantwortung zu kommen!
Es ist anstrengend und nicht immer habe ich die Kraft dafür. Umso schwieriger wird es, wenn ich in Kontexten unterwegs bin, wo es bisher kaum persönlich für mich geworden ist. Zum Beispiel im Training. Da gehe ich hin, mache mit und versuche beim Socializing am Ende möglichst sympathisch zu wirken, um meine Zugehörigkeit zu performen.
Das ist schwierig, wenn eine Person dann verkündet, dass sie schwanger ist. Alle sagen freudig „Ah“, gratulieren, das Thema der nächsten Monate wird immer wieder ihre Schwangerschaft sein. Oder die Erfahrungen der anderen Leute, die schon schwanger waren und/oder (lebende) Kinder haben.
Ob noch jemand in der Mannschaft einen unerfüllten Kinderwunsch hat, werde ich vielleicht nie erfahren, denn das sieht man oft nicht in diesem speziellen Fokus des Kinderwunsches. Und in so einer Runde wird es höchstwahrscheinlich auch niemand sagen.
Ich bin aus dem Training gegangen und fühlte mich mies.
Wir hatten in diesem Zyklus keine idealen Bedingungen, im Geist habe ich auch dieses Ei bereits abgehakt. Meine Unzufriedenheit darüber hat kein äußeres Ventil, außer meine Texte hier. Das Sprechen mit anderen ist vorbei. Zu groß ist die Wahrscheinlichkeit, dass ich noch verletzbarer werde, als ich mich bereits fühle. Oder unverhältnismäßig viel Wut hochkommt.
Meinem Mann wäre ich am liebsten ins Gesicht gesprungen, als er auf diese Episode meinte: „Man muss auch gönnen können.“
Die unangenehme Wahrheit ist, dass ich das nicht mehr kann. Nicht aufrichtig, herzlich. Kopfisch – natürlich. Seelisch – nope. Service unavailable.